Robert Lohr - „Die Bergretter sind meine große Liebe“.

Robert Lohr Autogramm und am Berg Ramsau (c) Birgitt Aurbach 
© Birgitt Aurbach - Robert Lohr bei der Bergretter-Fanwanderung 2018.

 

Zehnte Staffel der Erfolgsserie beginnt Mitte November startet die Jubiläumsstaffel der ZDF-Erfolgsserie „Die Bergretter“. Robert Lohr (51) verkörpert von Beginn an den Hubschrauber Piloten Michael Dörfler (Michi). Wir sprachen mit ihm über die Anfänge und die aufwendigen Dreharbeiten.


Herr Lohr, 2009 begann die Erfolgsgeschichte für „Die Bergretter“. Damals noch unter dem Titel „Die Bergwacht“. Wie lief Ihr Casting ab?

Für mich gab es nie ein Casting. Anscheinend sollte ich in einem anderen Leben mal Pilot werden, denn viele Einheimische, Bergführer oder Touristen, die bisher ans Set kamen, dachten immer, ich sei der richtige Pilot und nicht der Schauspieler. Vielleicht sah die Casterin dies damals auch und so blieb mir das Casting erspart (lacht). Ich kam 2009 aus meinem Sommerurlaub, bekam den Anruf und stand eine Woche später schon vor der Kamera. Das war der Beginn einer großen Liebe.

Wie haben Sie sich in der kurzen Zeit vorbereitet?

Vorbereiten konnte ich mich nicht groß. Außer, dass ich schnell mein Auto umpackte und zurück in den Süden fuhr. Ich bin in den Bergen groß geworden und dachte mir, das ist unglaublich, dass ich diese Rolle bekomme. Für mich ist es immer wieder eine Rückkehr zu meinen Wurzeln, wenn ich dort bin.

Ist „Michi“ für Sie somit ihre Traumrolle?

Ich wurde früher immer oft gefragt, was meine Traumrolle ist und ich konnte es nicht beantworten. Wahrscheinlich wäre ich selbst nie auf „Michi“ gekommen, aber ich würde sagen, es ist für mich eine Traumrolle. Denn es gibt glaube ich kein besseres Rollenprofil als einen Piloten, weil er per se schon sexy ist und Respekt von allen bekommt (lacht). Es ist fast noch besser, als ein Arzt. Hinzu kommt, dass ich mit dem Hubschrauber in den Alpen frei fliegen darf. Es gibt keinen Autopiloten, es ist alles analog und man kann nur auf Sicht fliegen. Das finde ich total spannend. Wenn ich jetzt noch in der Rolle Ski fahren dürfte, wäre es perfekt.


Wie dürfen wir uns einen klassischen Drehalltag vorstellen?

Er variiert immer wieder, da wir sehr unterschiedliche Motive haben. Vor kurzem waren wir wieder auf der Südwandhütte. Das ganze Team fuhr erst einmal 40 Minuten mit dem Auto und hatte dann noch einen halbstündigen Fußweg, bis wir am Drehort ankamen. Dann verbringt man den ganzen Tag dort und dreht. Im Winter haben wir zum Beispiel ganze Tage bei Minus 25 Grad im Kaunertal gedreht. Wir haben immer ein sehr spezielles und aufregendes Arbeiten.

Was war für Sie das Spannendste in den letzten neun Jahren „Bergretter“ Zeit?

Zum einen, dass ich den Einblick in das ganze Rettungswesen bekomme und die ganzen Bergretter in der Ramsau kennengelernt habe. Uns wurde in diesem Jahr eine sehr tolle Ehre von ihnen erwiesen, denn sie nahmen uns als Ehrenbergretter in die „Bergrettung Ramsau“ auf. Zum anderen war für mich auch spannend, dass ich tief in die Fliegerei einsteigen durfte. Ich bin wie ein eingewiesener Flugschüler, sitze am Doppelsteuer und fliege mit einem Fluglehrer. In welchem Job kann man in solch eine Materie einsteigen, die so spannend und abenteuerlich ist?

Haben Sie inzwischen einen eigenen Flugschein erworben?

Nein, das würde für mich privat keinen Sinn machen. Während des Drehs haben wir ab und zu Flüge, wo wir nicht drehen, da darf ich immer mal wieder selbst am Doppelsteuer fliegen. Ich kann nicht starten und landen. Das ist beim Helikopterfliegen die Kunst. Wenn man die Geschwindigkeit rausnimmt, wird alles sehr instabil.

Die Dreharbeiten der Serie sind bekannt für starke körperliche Belastung, da so wenig wie möglich gedoubelt wird. Wie halten Sie sich für Ihre Rolle fit?

Ich mache sehr viel Bergsport, fahre Mountainbike und Rennrad. Schwimme auch sehr viel im freien Wasser. Dies kam mir jetzt auch für eine Rolle in der dritten Folge der neuen Staffel zugute, da ich aktiv an einer Höhlenrettung beteiligt bin.

Wie sahen die Dreharbeiten hierzu aus?

Wir drehten in einer Höhle, die ungefähr 50 Kilometer in den Berg hinein geht und wo überall Wasser durchrauscht. Ich musste in einem Schacht permanent rauf und runter klettern. Wir drehten dort auch eine Stunde im kalten Wasser. Da hatte ich am nächsten Tag ziemlich Muskelkater (lacht). Es ist schon Wahnsinn, was das Team dort geleistet hat. Eine Woche haben sie zehn Stunden pro Tag in der Höhle gedreht. Der Kameramann kniete manchmal die ganze Zeit nur an einem Abhang im Wasser. Wo gibt es heutzutage noch solch einen Aufwand für ein paar Minuten Film? In der Folge gibt es zum Beispiel auch Unterwasseraufnahmen. Diese drehten wir außerhalb der Höhle in einem voll mit Wasser befüllten Container, der dunkel abgeklebt wurde. Am Ende ist diese Szene nur eine Minute zu sehen und wir drehten dafür den ganzen Tag. Sowas leistet nur Hollywood. Es ist sehr schön, dass wir diese Möglichkeiten für ein TV-Format haben.

Aber genau solche Detail Dreharbeiten macht die Echtheit der Serie und den Erfolg aus.

Auf jeden Fall. Ich habe auch gleich nach den Dreharbeiten bei der Producerin angemerkt, dass ich öfters solche Szenen drehen möchte. Wir Schauspieler drängen generell darauf, dass diese Echtheit und jede Mengen Action in der Serie erhalten bleibt. In manchen Folgen verliert es sich leider manchmal etwas, aber da sind wir vom Team sehr bedacht, dass dies nicht verloren geht. Dies bietet uns ein Alleinstellungsmerkmal und unterscheidet uns von anderen Berg-Serien.

Was würden Sie sich für „Michi“ in der Zukunft wünschen?

Wir haben schon viel gemacht. Einen halben Hubschrauber Absturz gedreht und vieles andere. Aber ich finde, er könnte mal in den Bergen verunglücken. Im realen Leben sind die Piloten sehr bergaffin und es passieren bekanntlich viel Unfälle dort. Vielleicht das er sich mal eine Verletzung zuzieht und nicht mehr fliegen kann. Das fänd ich für die Dramaturgie ganz spannend, wer dann letztendlich zu den Einsätzen fliegt. Generell ist dem gesamten Cast sehr wichtig, dass unsere Figuren auch Hintergrundgeschichten haben. Ich also nicht nur der Pilot bin, sondern sich zum Beispiel auch privat etwas im Leben von Michi verändert. Es ist wesentlich, dass sich bei einer Serie die Zuschauer mit einem identifizieren können. Das finde ich persönlich sehr wichtig, dies auch in der Serie mehr zu zeigen und wir dadurch ein scharfes und klares Profil erhalten.

Das heißt „Michi“ heiratet eventuell wieder?

Derzeit ist er mit der Ärztin Verena Auerbach, verkörpert von meiner lieben Kollegin Gundula Niemeyer, zusammen – wer weiß, was da noch passiert (lacht). Die Zeiten des „Lonesome Cowboys“ sind auf jeden Fall jetzt erst mal vorbei.

2009 startete die Serie noch unter dem Namen „Die Bergwacht“ und wurde später umbenannt zu „Die Bergretter“. Wie haben Sie diese Änderung damals miterlebt?

Da das mediale Interesse nicht so groß wie heute ist, war das Umbenennen recht unproblematisch. Die Umbenennung erfolgte vor allem dadurch, dass wir plötzlich nicht mehr 45-Minüter produzierten, sondern 90-Minüter. Das war unheimlich spannend, ob uns dies gelingt. Denn es ist ein großer Unterschied, solch lange Folgen zu drehen. Aber der Erfolg heute zeigt, dass wir es sehr gut hinbekommen haben.

Mittlerweile ist die Serie zu einer großen Marke geworden. War dies Ihnen zu Beginn bewusst, dass es mal solch ein Hype geben könnte?

Nein, es ist alles ganz langsam gewachsen und zu einer großen Marke geworden. Vor allem ist im letzten Jahr viel passiert, da das ZDF jeden Samstag die alten Folgen wiederholt hat. Jetzt werde ich auch viel häufiger, als vor ein paar Jahren auf der Straße erkannt. Auch wenn wir in der Ramsau drehen, stehen dort fast immer 150 Fans bei der Bergrettung und schauen uns zu. Das ist toll, solch eine Entwicklung mitzuerleben.

Ist die lange Zeit bei einer Serie eher ein Fluch oder Segen für Sie?

Segen. Ich empfinde eine große Dankbarkeit, im Team sein zu dürfen. Ich schaue für mich allerdings, dass ich neben den „Bergrettern“ auch viele andere Projekte drehe. Ich habe zum Beispiel mit Christiane Hörbiger den Film „Die Muse des Mörders“ oder für „Notruf Hafenkante“ gedreht. Dies ist wichtig, für die eigene Weiterentwicklung. Demnächst drehe ich auch für den Kinofilm „Der letzte Bulle“ unter der Regie von Peter Thorwarth. Bei der Sat.1-Serie war ich einige Jahre ebenfalls im Hauptcast – parallel zu den Bergrettern.

Vor kurzem wurden drei weitere Staffeln vom ZDF in Auftrag gegeben. Das heißt, wir dürfen uns auch weiterhin auf Sie freuen?

Von mir aus gerne. Ich habe nicht geplant, aufzuhören.

Was erwartet den Zuschauer in der kommenden Staffel?

Michi wird mehr in die Rettungseinsätze mit eingebunden sein. Mehr möchte ich noch nicht verraten.


Am 15. November 2018 startet um 20:15 Uhr die neue Staffel mit der Folge „Sorgerecht“ im ZDF. Die Folge „Der gekaufte Winter“, welche aufwendig in einer Höhle gedreht wurde, wird am 29. November 2018 ebenfalls um 20:15 Uhr ausgestrahlt werden. Für alle, die es bis zum neuen Staffelstart nicht mehr aushalten, in der ZDF-Mediathek gibt es zahlreiche alte Folgen.

Von Sabrine Heun | © "actcurtain" - Ausgabe 01.11.18.

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